Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 54
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stehend — da faBt man in Andeutungen wiederum gångige Motive des
heldenepischen Kreises, eine schon dichterisch stilisierte Wirklichkeit. Die
HN gibt als Ursache einen Schimpf der Bera an (ob infamiam uxoris
eius) und Snorri nennt den Schimpf, den sie oft gebraucht håbe: „Gliick-
lich wåre die Frau, die lieber Yngvi als Alf zu ihrem Gemahl håtte“.
Das ist eine jener scharf geprågten Repliken, von denen man mit Recht
annimmt, daB sie im Gedåchtnis festhaften und Kristallisationspunkte von
Szenen und Geschichten werden konnten. Sie enthålt zudem das typische
Motiv des Månnervergleichs von der Art, daB er dem Verglichenen das
Blut in die Wange treiben muB — der Keim fur den tragischen Ausgang.
Man darf deshalb ruhig annehmen, daB dieses Wort Beras den Kern
schon der Sage bildete, die Thjodolf als Grundlage seiner Verse hatte,
und an das er bei vigs of hvetja gedacht haben wird. Die HN sagt vveiter
aus, daB Bera die Gemahlin des Bruders Ingjalds (d. i. Yngvis), also
Alfs sei; dieses war das Verhåltnis zwischen den dreien dann auf der Vor-
stufe, und wenn Beras Replik alt ist, zeugt sie ja in derselben Richtung.
Sie enthalt einen Gegensatz zwischen den beiden Månnern, der dem
Gegensatz-Gesetz der Volksdichtung entspricht40; so kann auch er
zur urspriinglichen Fabel gehort haben. Snorri zeichnet also das Uber-
lieferungsbild wiederum sorgfåltig nach. Die Halle als Szene frir Reiz-
wort und Totschlag mag, als der gegebene Ort fur beides, ebenfalls uber-
liefert sein. Die Sinnenfålligkeit des Vorgangs, vielleicht auch der abend-
liche Hintergrund mit dem bezechten Gefolge, muB man wohl Snorris
Kunst seiner „Tagtråumerei1141 zuschreiben, die aus dem Umstand eroti-
scher Eifersucht heraus Alf einsam auf seinem Lager, die beiden anderen
auf dem Hochsitz weiterplaudernd, ineinander versponnen, die Frau
gereizt uber das storende Drången des Schlafsiichtigen, erschaut hat42.
In dem erschlossenen Uberlieferungsgut dieser nun behandelten Yng-
linger gibt sich ein Unterschied zu erkennen. Sveigdir, Vanlandi, Visbur
sind zusammengeschlossen durch einen Motivkreis, wåhrend Fjolnir etwas
abseits steht: Gewinn und Verlassen der Frau, die in zwei Fallen eine
Jenseitige ist, und was zweimal die Todesursache fur den Konig wird.
40 Axel Olrik, Epische Gesetze der Volksdichtung, Zs. f. dt. Alt. 51, S. 6.
41 Knud Liestøl, Upphavet til den islendske ættesaga (1929) S. 113 u. 120.
42 S. Nordal weist auf die Åhnlichkeit der Szene mit der bei Wilhelm von der
Normandie hin (Harald Hardr. K. 76), woher sie Snorri entnommen håbe: Snorri
Sturluson (Reykjavik 1920) S. 209.