Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Page 56
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mit seinem Blut. Das ist genaue Wiedergabe von Thjodolfs Versen:
drgjorn of soa und landherr ... dreyrug vopn Domalda bar; das wurde
somit als Uberfall verstanden, daB man den Konig gegen seinen Willen
und gewaltsam fåilte, wozu noch at fold rudu paBt. Die Blutbesprengung
ist erweiternde Ausfiihrung. Die Menge der Schweden entspricht dem
landherr und Svtakind, wåhrend die hofdingjar dem Wissen ilber die
Durchfiihrung solches Volkswillens entspringen: Vorbereitung und Aus-
fuhrung des Beschlusses liegt in den Hånden der Håuptlinge. So stellt
es Snorri in den schwedischen Ereignissen um den FriedensschluB Olafs
des Heiligen dar (s. d. K. 80 u. 94). Vorhergeht Schilderung der Hun-
gersnot; sie ist gegebene Voraussetzung fur argjorn. So bleibt noch die
dreifache Steigerung der Opfer: Tiere, Menschen, der Konig; zwei sind
vergeblich, das dritte, gewichtigste hilft (denn der Sohn Domar hat „gute
Ernte und Frieden“) : das ist Gestaltung im Geist ererbter Volksdichtung.
Aber nur um dieses einen Zuges willen braucht man weder schriftliche
Vorlage46 noch die Beachtung einer eigenen mundlichen Uberlieferung
durch Snorri anzunehmen; die einleitende Dreizahl kann er selbst als
Begriindung des Konigsopfers (weil nichts anderes geholfen hatte) vor-
gesetzt haben. So muB man aus dem Mangel an eigenståndigen Motiven
und aus der Differenz zwischen Snorri und HN annehmen, daB bei
Domaldi keine Begleitprosa aus Thjodolfs Tagen vorlag. HNs Hånge-
bericht (der eine unmittelbare Benutzung Thjodolfs ausschlieBt) konnte
allenfalls auf eine vom Gedicht unabhångige, zeitlich deshalb unbestimm-
bare Variante zuruckgehen, die Snorri unter Umstånden wegen ihres
Widerspruches zum Skalden ubergangen håtte, falis er sie gekannt hat46.
Sieht man auf D o m a r und D y g g v i, so ist dasselbe festzustel-
len; bei beiden sagt Snorri selbst, „daB nichts anderes gesagt ist“, als daB
sie an Krankheit gestorben seien. Bei Domar enthålt Thjodolf die ent-
sprechende Bemerkung verkbitinn (und so sagt HN: obiit morbo), fur
Dyggvi konnte man es aus dem Stillschweigen Thjodolfs herauslesen.
Domars Ernteheil ist oben schon erwåhnt; der Bezug auf dånische Ge-
schichte unter Dyggvi gehort zum EinfluB der Skjoldungensaga und hat
mit einer Uberlieferung von Dyggvi nichts zu tun. Eine solche ist jedoch
nicht zu fassen, und auch Thjodolfs Worte: „Oft håbe ich gefragt nach
dem Grab des Yngvi ...“ werden nicht nur Phrase sein. Ein Wissen
“ F. Jonsson, Arkiv 50, S. 186.
“ Von einer solehen Moglichkeit spricht F. Jonsson, Arkiv 50, S. 186.