Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Qupperneq 84
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auch die Bezeichnung Ylfing fur Hjorvard, die, wie Herm. Schneider
sagt, eine sekundåre Verkniipfung des (nicht mehr sicher zu beheimaten-
den) Helden Hjorvard mit dem alten (wirklichen) Ylfingenland, Oster-
gotland (wohin Granmars Schwiegervater Hogni gehort), sein mag138.
Die Sicht erscheint von den Unterworfenen her geformt, von Gauten und
Siidschweden, so daB Ingjald als der „Arglistige“ dasteht, der nur durch
Hinterlist, Trug und Mordbrand zum Sieger wird, und wo die Sympathie
auf Seiten der friedlichen und arglosen Kleinkonige ist139. Wenn man
Hermann Schneider folgen will, wurde die Uberlieferung auf Island in
die Form einer Fornaldarsaga gekleidet140 und so Snorri zugetragen. Bei
dieser Herkunft erklårt sich am besten jener Bruch und die abweichende
kleinråumige innerschwedische Auffassung von Konigtum, Reich und Um-
welt. Es war dann Snorris Werk, diese Fornaldarsaga mit derjenigen
Ingjaldgeschichte zu verkoppeln, die einerseits die Skjoldungensaga durch
die Verkniipfung mit Schonen und Ivar Weitbrust, anderseits Thjodolf
und HN kannten. Bedenkt man, daB HN nur sehr unbestimmt von
„iibermaBiger Furcht vor Konig Ivar ..., der in damaliger Zeit vielen
schrecklich war“, spricht, und nur die Skjoldungensaga aus ihren dåni-
schen Zusammenhången heraus eine wirkliche Fabel erkennen låBt: Rache
fur den ermordeten Vater und Oheim, dann scheint dieser Strang nicht
allzusicher zu Thjodolf zuriickzufiihren. Man versteht hieraus die
Schweigsamkeit Thjodolfs viber die Ursache zur Selbstverbrennung, und
eine Moglichkeit fur Lindqvists Deutung bleibt of fen: daB eine Selbst-
verbrennung auf dem Scheiterhaufen (aus Altersschwåche, totwund wie
Haki?) gemeint gewesen sei, jedenfalls eine Tat, die fur preiswiirdig
galt (s. o. S. 35). So konnte man hinter Thjodolf die Reste einer offiziel-
len Uppsalaer Ynglingertradition spiiren, die Ingjald als einen ihrer
groBen Ahnen rechnete. Im westnorronen Kreis ware diese Auffassung
durch die feindliche gautische und danische verdrångt worden, die ihren
138 H. Schneider, Germ. Heldensage, Register, bes. 2, S. 296 f. — Die Erin-
nerung an Rolf Kraki in Hildigunds GruB bei Snorri beruhe nicht auf unmittel-
barem EinfluB der Skjoldungensaga, sondern sei eine (uns nicht mehr klare) altere
Erinnerung an eine (mogliche) Zugehorigkeit Hjorvards zu Dånen und Skjoldungen.
138 So auch Knut Stjerna in Svenska fornminnesforeningens tidskrift 12, S. 348
u. 360. — Einen EinfluB gotischer Sicht und Sympathie noch groBeren Umfangs,
als von mir aufgezeigt, vertritt R. Steffen in Svenska literaturens historia 1 (1923)
S. 17 f., der mir aber zu weit gezogen erscheint, jedenfalls fur die Teile vor Eystein
(der vor Gauten fallt).
140 H. Schneider, German. Heldensage II, 2, S. 154 f.