Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Side 90
88
die Volkssage ganz unauffållige sekundåre Deutung153. Wir sehen Snorris
Werk: wie er sorgf ål tig alle ihm erreichbare Uberlieferung zusammen-
webt zu einem Ganzen, das er zu sinnenfålliger Schaubarkeit erhebt.
Denn das gehort ihm: der Heerzug, der zaubernde Konig am Strand, der
die Segel des Feindes in der Ferne sieht, Eystein am Steuer sitzend, die
Schiffe und die Windsbraut, wodurch alles so begreiflich und innerlich
wahr vvird. Selbst dies erwåhnt noch der gewissenhafte Gelehrte: daB
man Eysteins Leiche auffischte, um ihn, gemåB Thjodolf, an der Vadla
begraben lassen zu konnen154.
Uber Gud rods Tod deutet schon Thjodolfs Bericht eine gerun-
dete Fabel an: Verrat bezwang den Fiirsten, ein rachsuchtiges Haupt
machte Anschlåge gegen ihn und einen hinterhåltigen Sieg trug Asas
arglistiger Diener uber den Herrscher davon; am alten Bett des Stifla-
sundes wurde der Konig niedergestoBen. Also listiger Verrat einer Frau
um Rache willen, Trunkenheit und unversehener Uberfall durch den
aufgehetzten Diener dieser Asa. Das sind die altvertrauten Motive einer
Rache durch eine Frau. Was Asa zu råchen hatte, und wer sie war, das
vvuBten alle an Rognvalds Hof; des GroBvaters Geschichte kannte dort
jeder, und sie ist von Thjodolf mit den Augen des Enkeis gesehen: Zorn
und Erbitterung klingen nach. Die Vorgeschichte berichten Thattr und
Snorri: Rache der Gattin Asa fur den von Gudrod getoteten Vater Konig
Halfdan und Bruder Gyrd; soweit der Thattr, und das paBt vorziiglich
in die Fabel. Sie enthiillt einen tragischen Konflikt: die Frau, zwischen
die Pflicht als Gattin und Tochter gestellt, entscheidet sich fur die
Tochterpflicht, nachdem der dazu Berufene, der Sohn, ebenfalls gefallen
ist. Snorri geht noch einen Schritt zuruck: wegen abgeschlagener
Werbung um eben diese Asa kommt es zu nåchtlichem Uberfall, Tot-
schlag und Entfiihrung des Mådchens. Auch dies fugt sich in den Rahmen
,53 Diesen Skjold erwåhnt zudem kurz die Fgsk. S. 388, Zeile 2 (Ausgabe von
F. Jonsson), den F. Jånsson im Register fålschlich als Odins son bezeichnet. Vgl.
auch G. Storm, Snorre S. 111 (seine Angabe Fagrsk. Cap. 19 meint die Seite 19
der Hs., d. i. S. 388 der Ausgabe).
154 Nachtråglich entdeckte ich die mit meiner Auffassung von Snorris Ge-
schichte vom Todeszauber iibereinstimmenden Ausfiihrungen von O. A. Johnsen,
Hvor blev Ynglingekongen Eystein Halvdansson hauglagt? in Festskrift til F.
Jonsson (Kbhn. 1928) S. 121—139, die also nun eine willkommene Bestatigung
bilden. Uberzeugend ist seine weitere Darlegung, daB Snorris Angabe der Bei-
setzung Eysteins in Borre unrichtig ist und des Konigs Grabståtte noch in Skiringssal
(wie die des Vaters) zu suchen sei.