Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Side 96

94
nebeneinander — vor Snorri? Hier ist zu erinnern, daB auch fur die
Skjoldungensaga Kenntnis der Ingjaldssaga anzunehmen ist (s. o. S. 81) ;
dem frodr madr, der die Ubersicht iiber die Ynglinger-Oberlandskonige
zusammengestellt hat, ist natiirlich die Stammtafel seines Spitzenahnes
ebenfalls kein Geheimnis gewesen, auch wenn die verschiedenen Uber-
lieferungen noch nicht zu einer Erzahleinheit wie Snorris Ynglingersaga
zusammengeschlossen waren. Man darf dabei bleiben, daB der Thattr
von Snorri unabhångig ist und eine iiltere Stufe repråsentiert.
Man kann nun den letzten Teil der Ynglingasaga ab Olaf Baumfåller
deutlich iiberblicken. Snorri hatte zwei Hauptquellen fur diese Periode:
Thjodolfs Gedicht und eine mit dem Thattr gemeinsame Uberlieferung.
Diese hat er veråndert, einmal durch Ergånzungen aus Thjodolf (Holtar,
Borro und Vadla) oder Verbesserungen hieraus (Skiringssal statt Hed-
mark), sodann durch Einsetzung weiterer und auch andersartiger Uber-
lieferungen: das sind Halfdan WeiBbeins hohes Alter (durch die HN
als åltere Uberlieferung gedeckt), Skjold, Vermlands Gewinn und Ver-
lust, und vor allem Olaf Baumfallers Vertreibung und Opferung durch
Schweden sowie Half dans Einsetzung als Konig durch ebendiese. Ander-
seits diirfte der Thattr einiges dieser gemeinsamen Vorstufe gekiirzt
haben: die Gewinnung von Toten durch Halfdan WeiBbein, die direkte
Nennung Vestfolds als Mitgift fur Eystein, das andere Schiff bei Eysteins
Tod, die Vorfabel von Gudrods Werbung um Asa und die Gewinnung
Agders sowie die Reichsteilung zwischen Halfdan dem Schwarzen und
Olaf, vielleicht auch Vei3ikonun.gr (das ja die HN als alt bezeugt),
wahrend fretr (Ari und HN) wegen seines Fehlens auch bei Snorri schon
die Vorstufe verschwiegen haben konnte. Die gemeinsame Vorstufe ent-
hålt dabei Uberlieferungen, die als Begleitprosa zum Ynglingatal iiber
die Vorstufe zuriick bis in Thjodolfs Zeit reichen konnten: vielleicht
Halfdan WeiBbeins und des Milden Todesursachen, sicher Eysteins Sturz
aus dem Schiff fyr asi und Gudrods Ermordung wie auch die Beinamen.
Das Alter der politischen Linie, als nur von Thattr und Snorri bezeugt,
muB dagegen von philologischer Seite als unbestimmbar erklårt werden.
Die Ubereinstimmung von Thattr und Thjodolf iiber Olaf Baumfallers
friedlichen Alterstod (den auch HN stiitzt) laBt auch hier alte Begleit-
prosa annehmen, als ein Glied in der verschiedenartigen Uberlieferung
von der Einwanderung der Ynglinger163.
163 Dahingehend ist F. Jonssons „gemeinsame literåre Grundlage" (Arkiv ?jOr