Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Síða 101
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HN nicht gekiirzt, sondern ganz offenbar unbekannt; nimmt man das
von Snorri Abweichende hinzu (das z. T. auch vom Gedicht abweicht),
dann wird das zusammen so viel, daB die beiden Denkmåler nicht auf
eine gemeinsame Prosasaga von den Ynglingern zuriickgehen konnen,
wobei ja auch die abweichende Reihenfolge hinsichtlich Dan, Agni, Alrek
(wo HN durch Aris Stammtafel, Snorri aber durch die Skjoldungen-
saga168 gestiitzt wird) und die verschiedene Zuweisung von Vendilkraka
ins Gewicht fallen. Die Snorri und HN gemeinsamen Fabeln iiber
Thjodolf hinaus: Fjolnir, Agni, Yngvi, Jorund, Egil, sind nicht im
Rahmen einer Saga, sondern als getrennte, mit den jeweiligen Strophen
des Gedichtes verbundene Begleitprosa der Vorstufe der HN und Snorri
zugekommen.
Man wird in dieser Auffassung noch bestarkt, wenn man pruft, in
'velchem Verhåltnis die zusatzlichen Fabeln der HN zum Thema des
Gedichtes stehen: Fjolnirs MetfaB, Agnis Hangung durch die Gattin,
Beras Schimpf, Jorunds Angriff auf die Diinen, Adils Todesritt, die
Gauten Eysteins, der Brudermord an Braut-Onund, Ingjalds Furcht vor
Ivar, Olaf Baumfallers und Halfdan WeiBbeins hohes Alter, das Un-
gluckssegel bei Eystein, der Gattenmord an Gudrod — das alles sind
Begebenheiten, die unmittelbar mit dem Tod des Fursten zu tun haben.
Sie stehen damit auf ein und derselben Stufe mit den zum Gedicht direkt
stimmenden Begebenheiten der HN bei Sveigdir, Vanlandi, Visbur,
Domar, Dyggvi, Alrek, Ottar, Yngvar, Halfdan dem Milden; auch
Domaldi gehort hiezu, und bei Aun, wo nur dessen letzte Lebensstufe
'vie bei Thjodolf berichtet wird, ist dies ganz offenkundig. Eine Aus-
nahme bildet nur die Geschichte mit Tunni, aber diese ist immerhin auch
bei Thjodolf, wenn auch dunkel, angedeutet. Eine mogliche Veranlas-
sung zu ihrer Beibehaltung wird u. S. ioo f. vermutet. Im ganzen haben
'vir dieselbe Themenbegrenzung wie im Ynglingatal, und dies mag die
Begriindung sein, daB von der politischen Linie bei den Norwegerkonigen
last keine Spur zu bemerken ist. Diese thematische Ubereinstimmung mit
dem Ynglingatal drangt zu dem SchluB, daB ein Vorganger der HN
einen kurzen, zusammenhangenden Prosabericht aus dem Gedicht ein-
schlieBlich dessen Begleitprosa zusammengestellt hat. Dieser Bericht ist
von Snorri nicht benutzt. Die Begleitprosa, die jenem Bearbeiter vorge-
legen, war auch nicht identisch mit jener fur Snorri zuganglichen; sie hat
1M S. o. S. 68, Anm. 89.
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