Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Side 121
eine Saga Olaf Tryggvissohns mit dessen Vorvåtern (von den Ynglingern
an) oberlåndischen Ursprungs zu bestimmen versucht27, was durch ASal-
bjarnarson vorsichtigere Einschrankungen erfahren hat28. Die miindlichen
Bestandteile bestimmt Berntsen als Thronder Volksiiberlieferungen und
historisches Wissen Thronder Geistlicher, das frir die Zeit nach noo
einen weiteren, weniger ortsgebundenen Gesichtskreis zeige, von Lokal-
zu Reichstradition iibergehe29. Zum Teil mit ASalbjarnarsons lateinischer
Ostlandssaga deckt sich J. de Vries’ Postulat einer kurzen lateinischen
Haraidssaga als Quelle fur Agrip samt lateinischer Nebenquellen mit
Volksiiberlieferungen (Julfest und SnjofriSgeschichte), die zu einer
kurzen, in lateinischer Sprache geschriebenen Ubersicht iiber die nor-
wegischen Konige gehore. Ihre Veranlassung sei die vorausgegangene Ent-
wicklung der Legenden um die beiden Olafe gewesen30. Dagegen hat
Anne Holtsmark gegen die Abhångigkeit des Agrips von Theodricus und
vor allem gegen eine gemeinsame lateinische Vorlage fur Agrip und HN
Bedenken geltend gemacht: der Verfasser der (jungeren) HN konne
sehr wohl das Agrip aus dem Gedåchtnis benutzt haben31. — Die Auf-
fassungen ASalbjarnarsons und seiner Vorgånger lassen sich in dem auf
nachster Seite folgenden Stammbaum zusammenfassen.
Zu dem durch ASalbjarnarson repråsentierten Stand der Auffassun-
gen ist kurz folgendes von vorneweg zu sagen: Eine unbestrittene An-
nahme ist nur die von der gegenseitigen Unabhångigkeit von Theodricus
und HN32. Das Verhaltnis des Agrips zu diesen beiden ist dagegen in der
zuriickliegenden Forschung auBerordentlich kontrovers33. ASalbjarnarson
nimmt gewiB eindeutig Stellung, aber er diskutiert das Verhaltnis zwischen
Agrip und Theodricus nicht eigens, sondern verweist auf die durch S.
a. a. O. gegen Jonssons Meinung, die meisten Einzelsagas iiber die norwegischen
Konige seien bereits vor 1180 verfaBt und vom Agrip benutzt gewesen. Agrip sei
eher der erste Versuch, die ganze norwegische Geschichte in norroner Sprache zu
schreiben.
27 T. Berntsen, Fra sagn til saga S. 53 ff.; bes. S. 90 ff.; Sagaringen om Olav
Tryggvason, Edda 22, S. 195 ff.
28 ASalbjarnarson S. 48 f., wåhrend Joh. Schreiner eine „Oberlandssaga" als
unhaltbar ablehnt: Saga og oldfunn S. 77, ebenso J. de Vries, Lit.-Gesch. 2,
S. 174, Anm. 14.
29 Berntsen, Fra sagn S. 32 ff. u. S. 46 ff.; vgl. auch Indrebo, Edda 17, S. 28.
30 J. de Vries, Harald Schonhaar, Beitr. 66, S. 86 u. 101.
31 A. Holtsmark a. a. O. S. 150 ff. u. 162.
32 S. o. S. 116, Anm. 12.
33 S. o. S. 118, Anm. 24 u. 25.