Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Page 123
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gegen seine Behauptung ihres lateinischen Sprachgewandes hat zudem A.
Holtsmark gewichtige Bedenken vorgebracht39. Daher ist es notwendig,
das Dreiecksverhåltnis zwischen Agrip, Theodricus und Historia Nor-
wegiae erneut zu untersuchen. Dabei muB es wirklich als Dreiecksver-
haltnis genommen werden, d. h. das Agr. muB in seinem gleichzeitigen
Bezug zu Theodr. und HN gesehen und die Beziige gemeinsam abge-
wogen werden; erst bei Beacbtung soleben Nebeneinanders enthiillt sich
deren wirklicher Charakter. Man darf nicht wie in der bisherigen For-
schung das Abbångigkeitsverhåltnis zu jedem der beiden lateinischen Denk-
tnåler getrennt fiir sich behandeln und nur nach einzelnen Stellen, wo-
nach dann das Verhaltnis des ganzen Denkmals zum anderen bestimmt
vvird (wie das gerade Nordal40 und ASalbjarnarson tun). Das gilt ebenso
fur die Teile, wo nur Theodr. zum Vergleich vorliegt. Nicht nur die
Ubereinstimmungen an einzelnen Stellen entscheiden, sondern auch die
Abweichungen. Und beides muB zusammengesehen und jedes Stiick als
ein Ganzes nach seiner Auffassung und Form gewertet werden; vor allem
ist jedesmal die Frage zu stellen, ob etwa gemeinsame oder verschiedene
Eberlieferung hinter soleher Ganzheit der Darstellung stecken kann.
Endlich bleibt eine Frage bei A <5 al bj ar narson wie bei allen seinen Vor-
gangern gånzlich ungeklårt: was war vor der ersten Niederschrift? Auf
diesen Punkt hat vor allem Anne Holtsmark den Finger gelegt41, und
es ist in Ubereinstimmung mit ihr zu sagen, daB gar nichts gewonnen ist,
Wenn man sich mit dem Postulat einer verlorenen schriftlichen Quelle
begniigt und diese zu rekonstruieren versucht. Damit ist die Frage, woher
nun dieser erste Verfasser seinen Stoff håbe, nur um eine Stufe zuriick-
verlegt, ohne daB das Problem sich irgendwie veråndert hatte — auBer
tnan huldigt dem Axiom: im Anfang war das (verlorene) Genie, dem
gegeniiber die erhaltenen Fassungen nur Nachtreter und Stumper seien.
Im folgenden wird eine Untersuchung vorgelegt, die im oben um-
rissenen Sinn das Verhaltnis der drei, bezw. zwei Denkmåler nochmals
abwagt und so die notwendige Grundlage fur die weiteren Ziele gegen-
Wartiger Abhandlung zu legen versucht.
28 Holtsmark a. a. O. S. I54ff.
40 Nordals kurzer Versuch auf S. 42, das Verhaltnis Agrips zwischen Theodr.
und HN abzuwagen, bleibt zu kursorisch, um ein sicheres Ergebnis zu bringen.
41 Holtsmark a. a. O. S. 156 ff.