Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Side 124
i. DAS VERHÅLTNIS ZWISCHEN THEODRICUS
UND HISTORIA NORWEGIAE
Es ist zuerst das Verhåltnis zwischen Theodr. und HN eingehend
zu priifen, sodann das des Agrips zu beiden. Den Beginn machen am ge-
eignetsten die Aussagen der lateinischen Denkmåler iiber ihre Quellen
in den beiden Prologen.
a. DER PROLOG UND DIE QUELLEN DES THEODRICUS
Ich zitiere die zwei ersten Såtze des Prologs: O perae pretium duxi,
vir illustrissime, pauca haec de antiquitate regum N orwagiensium breviter
annotare, et prout sagaciter perquirere potuimus ab eis, penes quos horurn
memoria praecipue vigere creditur, quos nos Islendinga vocamus, qui haec
in suis antiquis carminibus percelebrata recolunt. Et quia paene nulla natio
est tam rudis et inculta, quae non aliqua monumenta suorum antecessorum
ad posteros transmiserit, dignum putavi haec, pauca licet, majorum nostro-
rum memoriae posteritatis tradere. Dieser Text besagt: Theodricus håbe
gerade die islandische Uberlieferung als die bekanntlich beste erforscht.
Der Ausdruck praecipue vigere schlieBt in sich, daB es iiber die norwegi-
schen Konige auch nicht-islåndische Tradition gibt, von der Theodricus
also jedenfalls etwas weiB42. AIs Begriindung fur seine Niederschrift gibt
er an: keine Nation sei so roh und ungebildet, daB sie nicht einige Denk-
måler iiber ihre Vorfahren hinterlassen hatte. Fiir Theodricus ist es
somit eine Aufgabe der Bildung, nun, nachdem er sich Kenntnis aus den
besten Quellen verschafft håbe, sie auch schriftlich niederzulegen; keine
Nation sei so ungebildet, daB sie es nicht tåte. Mit diesen Worten
ist m. E. keineswegs gesagt, daB er, Theodricus, der erste und einzige
sei, der iiberhaupt bis jetzt norwegische Geschichte aufgezeichnet håbe,
sondern nur: gerade nun diese besonders zuverlåssige islandische Auf-
fassung der eigenen Geschichte schriftlich festzulegen, sei fiir ein einiger-
maBen gebildetes Volk eine Selbstverståndlichkeit. Er sagt ja auch:
42 Schon dieser Wortlaut widerspricht R. MeiBners Ansicht: „DaB die nor-
wegische Konigsgeschichte . . . bis zur Zeit der ersten groBeren schriftlichen Auf-
zeichnungen lediglich durch die Islander festgehalten wurde, bezeugt mit aufrich-
tiger Bewunderung Theodricus", Strengleikar S. 25. Theodricus bezeugt lediglich
eine Pflege hauptsachlich in Island; dann muB es eine solche — weniger
sorgsam gewiB nach seiner Auffassung — auch anderwårts gegeben haben.