Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Qupperneq 125
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aliqua monumenta. Es bleibt damit die Moglichkeit offen, dafå es bereits
andere monumenta uber norwegische Konige gegeben haben konnte; sein
eigener Beitrag zur Bildung seines Volkes ist, Islands Wissen iiber Nor-
wegens Vorzeit zu iibermitteln. Nur weil dies kein anderer bisher getan
håbe, sehe er sich veranlafåt, selbst das Werk zu unternehmen: tne malui
quam neminem (S. 68). Dieser Satz steht im Zusammenhang jener Stelle,
wo Theodricus im Epilog zu seinem Werk die Verantwortung nochmals
auf seine islåndischen Gewiihrsleute legt: non visa, sed audita retractans.
Wenn er fortfåhrt: Quapropter si quis dignatus fuerit haec legere, cui
forte displicuerit seriem rerum gestarum sic me ordinasse, quaeso ne me
rnendacii arguat, quia aliena relatione didici quod scripsi, so heifåt das,
dafå diese Darstellung Ungewohntes und Unbekanntes enthalte, woran
man Anstofå nehmen konne, und wofiir wiederum die Islander die Gewåhr
iibernehmen miifåten. Das kann nur bedeuten, dafå seine series rerum
gestarum von anderen (bisherigen) series abweiche, so dafå Theodricus
also im Gegensatz zu gewohnten (und d. h. norwegischen) Uberlieferun-
gen stehe. Es hat also auch andere als islandische Uberlieferung und Dar-
stellung (es bleibe offen, ob miindlich oder schon schriftlich) vor und
neben ihm gegeben43. Wofiir Theodricus sich deckt, bezieht sich nur auf
das, was die Islander ihm mitgeteilt haben, und deshalb kann sich seine
Erstlingsschaft nur auf die Niederschrift islåndischer Uberlieferung er-
strecken, nicht auf Niederschrift norwegischer Geschichte iiberhaupt44.
Zudem nennt Theodricus ja selbst jene Translatio S. Olavi und Cata-
logus regum Norwagiensium, und zwar, wie es mir scheint, mit voller
Uberlegung gerade an den Stellen, wo es geschieht. Mit dem Hinweis auf
die Translatio begrundet er seine eigene Kiirze; er hat also ihr gegeniiber
43 Åhnlich auch Indrebo, Edda 17, S. 63. Nicht zu folgern ist, wie J. de Vries,
Lit.-Gesch. 2, S. 169, es tut, dafå Theodr. bis zu Olaf dem Hl. keine norwegischen
Quellen håbe benutzen konnen.
44 Ich stelle mich damit in bewuBtem Gegensatz zu der Deutung von Theodr.,
die sich wie ein roter Faden durch die Forschung zieht (und die ich in Theodr.s
Worten schlechthin nicht finden kann) : daB Theodr. der erste Aufzeichner nor-
wegischer Geschichte an sich oder in Norwegen sei, vgl. K. Maurer, Ausdriicke
S- 505; G. Storm, Snorre S. 20; Monum. S. X; Gjessing, Fremvext 1, S. 52 ff.;
R- MeiBner, Strengleikar S. 32; vgl. S. 37, und ihm folgend H. Koht, Innhogg
S. 168 f.; Nordal S. 9; Berntsen, Fra sagn S. 26; F. Jonsson, Lit. Hist. 2, S. 592;
A. O. Johnsen S. 15 f. und S. 18. Storms Auffassung, Aarbb. 1871, S. 424, u. Snorre
S. 21: Theodr. beziehe sich nur auf die Jahresberechnungen, die er aus Island
bezogen håbe, weniger auf Sagen, hat, wie ich sehe, nirgends Anklang gefunden.