Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 200
Stellen, wo HN ausfuhrlicher als Agr. ist und die sie nicht erfunden
hat: Seeland als Morgengabe, das Flottenaufgebot in Drontheim per
manus principum. Diese Plus-Stelle wird in gewissem Sinn durch Hall-
fred gedeckt, der das Fehlen gerade der Thronder betont (Erfidr.
Str. 3). Eine alte Tradition, die an Agr. vorbeifiihrt, steckt also dahinter.
Sie scheint mir von der Hallar-Steins abzuweichen, aus dessen Wortlaut:
Olaf håbe es gewagt, mit elf Schiffen aus Drontheim abzusegeln (Str.
15), die Meinung erkennbar wird, daB bereits bei der Abfahrt die
Heeresverweigerung der Thronder offenbar war. Uberlieferung ist
ferner die genaue Beschreibung des Langwurmes und seiner Besatzung;
echt sind die Motive Erichs. Nur die Schilderung von Olafs Widerstand
konnte schlieBlich auch aus der Hånd der HN stammen. So fuBen alle
Zutaten der HN auf Uberlieferung, und man konnte zunåchst an ge-
meinsame Vorlage mit Agr. denken, welche dieses kiirzer wiedergegeben
und HN in gewissem Sinn verandert hatte. Aber nun findet sich ein
klarer Widerspruch zwischen beiden Denkmalern in den Schiffszahlen,
und wo diese genannt wurden, gab es auch Schlachtberichte bis ein-
schlieBlich Veranlassung und Ausgang; eine volle Variante haben ferner
Hallar-Stein erkennen lassen und das Konungatal mit Erich als alleinigen
Gegner. SchlieBlich besteht fur die Geriichte von Olafs weiterem
Schicksal Parallelenwechsel zwischen Agr., HN und Th., was nach den
Ergebnissen von S. 178 f. nicht fur gemeinsame Vorlage spricht. So ist aus
allem zu folgern, daB Agr. und HN zwei gegenseitig und mit Hallar-
Stein sehr verwandte, aber nicht unmittelbar identische Uberlieferungen
fur den Endkampf Olafs besessen haben. Der Vergleich mit den Skalden
hat also jedesmal zu der Annahme eines gemeinsamen Uberlieferungs-
kreises um Olaf Tryggvissohn gefiihrt, der sich jeweils in Varianten
verwirklicht, die voneinander unabhangig sind und eine gemeinsame
schriftliche Vorlage fur HN und Agr. entbehrlich erscheinen lassen206.
Es ist dabei besonders hervorzuheben, welch groBe Ubereinstimmung
in Aufbau und Knappheit der Darstellung zwischen den Skalden und
den Prosadenkmalern besteht: nach Erziehung in Holmgard Wikings-
fahrten in Ost und West, Ruckkehr nach Norwegen, Annahme zum
Konig und Ubertritt des Volkes zum Christentum, nachdem Hakon
Jarl das Feid vor Olaf, bezw. vor dem Abfall des Volkes geråumt hat;
206 Damit ist J. de Vries’ Ansicht, Lit.-Gesch. 2, S. 173 u. 177, Anm. 5, vom
Bestehen einer ålteren Schrift iiber Olaf, die sowohl HN wie Odd Snorrason benutzt
håbe, abzulehnen.