Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 201
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Durchfiihrung der Christianisierung in Norwegen und weiteren vier
Låndern, dann sofort anschlieBend der Endkampf mit den drei Fiirsten.
Dieser Inhalt und diese Darstellung sind so knapp, daB man sie auch fur
die Prosaform ohne Bedenken miindlicher Uberlieferung zuweisen darf
— und man muB das ja sogar im Fail der anonymen Olafsdrapa und
Hallar-Steins, warum dann nicht auch fur Agr. und HN?
Es bleiben noch die Gemeinsamkeiten, die Agr. mit HN (und Th.)
besitzt, ohne daB die Skalden daran teilhaben. Beim Uberfall nach
dem Besuch des Einsiedlers (o. S. 185 f.), bei der Geburt und der
Verfolgung des jungen Olaf (o. S. 181 f.), bei der Ortsangabe von
Tryggvis Fail (o. S. 180) schlieBen die gegenseitigen Abweichungen
einander aus; hier muB man miindliche Variantenbildung annehmen.
Ein geschlossenes gemeinsames Erzåhlstiick ohne gegenseitige Wider-
spruche ist Olafs Jugendgeschichte von der Flucht bis zur Aufnahme
bei Waldemar — der Teil, der dem Einsatz der Skaldenberichte zeitlich
vorausliegt. Agr.s geistlicher Einschub verbindet diesen Teil mit der
Taufe, wo HN eine verwandte Betrachtung hat (s. o. S. 184). Auch
hier liegt die gleiche variantenlose Obereinstimmung vor, einschlieBlich der
Prophezeiung des Uberfalles; erst dessen Vorgånge sind abweichend.
Diesen beiden Stikken gesellt sich die mit Th. iibereinstimmende (aber
auch mit HN nah verwandte) Priesterliste zu (o. S. 186 f.), die damit
aus einer ålteren, der Urstufe, iibernommen wurde, wo sich ebensowenig
Widersprechendes findet. Fromme Betrachtung, Taufe, Priester: es ist
die geistliche Sphåre, welche die drei Stikke zusammenbindet, und man
mochte ihr die denselben hohen Grad von Ubereinstimmung (gegeniiber
den anderen Teilen der Olafssaga) besitzende Jugendgeschichte ebenso
zuweisen, die ja mit unschuldigem Leiden, wunderbarer Erlosung und
glanzvoller Erhohung des kommenden Gottesstreiters durchaus das Le-
gendenhafte (und Mårchenhafte) streift; die bewundernswerte Rache
des Zwolfjåhrigen gieBt diesem dazu den SchuB von Sagageist bei, der
das Ganze als echtes Erzeugnis der nordischen Geistlichkeit des 12. Jhs.
ausweist. Wir haben es wohl mit einer aus engerem geistlichem Kreis
stammenden und darum auch textlich besonders iibereinstimmend durch-
geformten Uberlieferung zu tun, die dem Leben Olafs, wie es die Skalden
des 12. Jhs. bezeugen, erweiternd eingebaut wurde207.
207 Såmund braucht also keinesfalls fiir die „kurzen Ubereinstimmungen“ Agr.s
mit Th. in der Saga Olafs (F. Jånsson, Aarbb. 1928, S. 288 f.) bemiiht zu
werden.