Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Page 223
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haben konnte. Zu dem kirchlichen Kreis mit seiner (ebenfalls geschlosse-
nen) Stoffauswahl tritt der weltliche mit seinem Interesse am Konigs-
dasein. In den erhaltenen drei (oder zwei) Denkmalern und ihren
erkennbaren Vorstufen durchschlingen sie sich beide bereits zu einem
einheitlichen Ganzen, wobei beide Olafe im vollen Sinn reges et martyres
sind, infolge der gegenseitigen Stoffergånzung. An zwei Stellen fallen
die Kreise zusammen: in ihrem summarischen, urteilenden Bericht iiber
die Regierungsweise, indem die Hervorhebung von Gesetzgebung und
die Feststellung eines gerecbten Konigs ebenso Thema des weltlichen
Stranges ist, und in der Todesschlacht, dem alten Hauptstiick sowohl
des Konigslebens wie des Mårtyrerdaseins. Deshalb finden wir hier die
Vereinigung von episch-dialogischem Sagastil und geistlicher Auffassung
mit ihrem hymnischen Legendenton. Beiden Kreisen gehort auch die
Bestattung an, wenn sie auch in den Acta nicht genannt wird; dafiir
låGt sich an die Translatio denken. Hier begegnen sich Ahnenverehrung
und Heiligenverehrung, eine bedeutsame Beriihrungsstelle von Heidentum
und Christentum.
Die Kernstellen der Saga Olaf Tryggvissohns zeigen, daG diese Ver-
bindung des Weltlichen und Geistlichen bereits alter ist als die fur uns
erfafibare fruheste Vorstufe. Eine gleich friihe Vereinigung beider Kreise
auch fiir das Leben Olafs des Heiligen låGt sich dagegen wegen des Aus-
falles der HN nicht sichern. Auch Noregs konungatal erwåhnt im Gegen-
satz zu seiner Darstellung des Tryggvissohns nichts von Olafs Mis-
sionsarbeit und bringt erst nach dessen Leben den Erweis seiner Heilig-
keit (Str. 35). Erst auf der schon sagamåGig ausgeweiteten Vorstufe
steht die Verbindung durch die Gemeinsamkeit von Th. und Agr. fest
(s. o. S. 219). Aus dieser seiner Quelle formt nun das Agr. eine recht
einheitlich gesehene Gestalt Olafs: seine Bezeichnung ist durchweg bald
helgi bald digri und konungr; von wirklicher HeiligmåGigkeit ist keine
Rede, nur von der Gewinnung des Seelenheils infolge seiner Taufe
(22, 1) und von seinem Aufstieg ins Himmelreich nach dem Tod (31, 7).
Es ist dasselbe Olafsbild, wie es Th. nicht nur in der Bezeichnung (s. o.
S. 215 f.), sondern auch in der Auffassung in seinen drei ersten Teilen
darbietet: auch hier ist Olaf durchaus Herrscher, der seinen Gegner mit
List fångt und seine Schlachten schlagt, freilich gern Frieden wahrt
(so wird gerade die Versohnung Åthelreds mit seinen Brudern durch
Olaf berichtet, S. 25) und BlutvergieGen moglichst vermeidet (S. 27).
Wo sich in diesen drei Teilen ein wirklicher Ansatz zum Heiligen findet,