Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Page 262
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DaB man die allgemeinen Andeutungen der Legende durch die konkreten
Tatsachen der Bestechung und Erlings Aufstand aus der Uberlieferung
ervveitert hat, ist fiir eine Saga von Olaf nur natiirlich. Wenn man so die
Aufspaltung des aufgeschwellten Endstiickes als sekundåre Beeinflussung
von au Ben annimmt, kann man folgern, daB die typische Dreiteiligkeit
mit ausfiihrlicherem Anfangs- und Endstiick und nur summarischem
Mittelteil zumindest als Grundlage des Aufbaus auch fiir Olaf den
Heiligen gegeben war.
Der prinzipielle Unterschied in der Darstellung zur Haraldinger-
reihe beruht demnach fiir beide Olafssagas in der verschiedenen Behand-
lung des Beginns und des Endes, daB eine Jugendgeschichte vorgebaut
und eine Fiille von Geschehnisstoff in fortlaufender, mehr oder weniger
dichter Erzåhlung verarbeitet wird gegeniiber der Kiirze in der Grund-
form. Das Agr. gab dabei die Beobachtung, daB bei ihm auch schon im
Haraldingerteil Ansåtze und z. T. Entwicklung zu epischer Erzåhlung
vorhanden sind, und zwar, was nun wichtig ist, an denselben Stellen,
wo sie in den beiden Olafssagas ausgeprågt erscheinen: am Beginn
(bei Harald Schonhaar und bei Hakons des Guten Ankunft), ganz be-
sonders am Ende, wo die Begebenheiten des Todes epische Aufschwel-
lung erfahren konnten: bei Snåfrid, Hakon dem Guten, Harald Grau-
mantel, Gunnhild, Hakon Jarl, Hersir, und wo auch HN (mit Hakons
Schlachten) und Th. (mit Gunnhilds Tod) beteiligt sind. Diese Todes-
ereignisse sind es gerade, die auch das (Haupt-)Thema des Ynglingatals
bilden. Es låflt sich hier bereits etwas von einer Entwicklungslinie der
Darstellung fassen, ein Herauswachsen epischer Breite an den von
alters gegebenen Hauptpunkten des geschichtlichen Interesses: dem Tod
des Vorfahren und daneben dem Beginn seiner Herrschaft. Nur das
Opferfest Hakons im Agr. mit seinem Zentralproblem von Christentum
und Heidentum macht eine Ausnahme.
Zwischen den beiden SchluBteilen der Saga Olafs ist sowohl bei Th.
wie im Agr. die Zwischenepisode von Jarl Hakons Regierung
in Norwegen und der Beginn von Svein und Alfiva eingeschoben (S. 31
und 34; 27, 1—2), im Agr. auBerdem noch die Gesetzgebung Sveins
(28—30) und nach Olafs Fail die Not des Landes (32, 1—3). Th.
bringt die Einsetzung Hakons durch Knut samt den Umstånden, dann
kurz die einjåhrige Regierungszeit und die den Tod bringende Fahrt
nach England. Das sind drei Teile: Beginn und Ende etwas ausfiihr-
licher, der Mittelteil nur die Regierungszeit enthaltend. Das gleicht der