Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Page 298
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liche Schicksal des Knaben, der rettende Oheim, die Rache am entdeck-
ten Morder — das ist eine Welt fern von den Begebenheiten eines
Reiches und den Kampfen um seine Macht. In diese Sphare wåchst der
junge Furst im Durchgang durch die Wikingswelt hinein, wo Lander
und Stamme, das Christentum den Raum der Ereignisse bilden. Ein
kleiner, aber bezeichnender Zug rundet das Interesse des Verfassers fur
das Sippenleben ab: der Tod der Konigin Thyri an gebrochenem Herzen
findet im knappen Bericht der HN Erwåhnung (S. 119). Und als eines
der beiden Motive Jarl Erichs fur seinen harten Angriff auf Olaf wird
Vaterrache genannt: patriae necis ac propriae fugae haud immemor (S.
118).
Der Geschichtsraum der HN hat noch eine weitere Ebene: Harald
Schonhaar kåmpft gegen die Kleinkonige und unterwirft sie (S. 104);
bei Hakons des Guten Riickkehr wirken die primates Norwegiae mit (S.
105) und ebenso sind es die Northimbri, die Erich auch von dort ver-
treiben (S. 106) ; Hakon dagegen wird a maritimis Norwegiae gentibus
zum Konig erhoben, principibus carus, vulgo devotus wird er genannt
(ebda.). Das Gegenteil ist bei seinen Nachfolgern der Fali: Unter-
driickung und Aufstand, Rache frir Sippenschiindung sind die Themen
des kurzen Stiickes (S. 108). Gleiches gilt frir die eine Variante von
Tryggvis Tod, wo drei Beauftragte der sich emporenden Thinggemeinde
namhaft gemacht werden (S. Ill), wie Wemund volubriot vorher Wort-
fiihrer bei der der Vorser ist (S. 108). Hakon Jarls Gegensatz zu den
reguli und Olaf Tryggvissohn ist schon genannt; am Ende seinerTage sind
es die Norweger als Gesamtheit, die die Entscheidung zwischen ihm und
Olaf treffen (S. 115). Sie, d. h. die Leute des Throndelags und Gulathings,
spielen eine entscheidende Rolle auch bei Olafs Ende, indem sie ihn beim
Aufgebot im Stich lassen (S. 117). Das alles ist das Verhaltnis zwischen
Konig, Volk und dessen Gliederungen: den Vornehmen und den Thingge-
meinden. Dieses Verhaltnis zeigt in der HN eine erkennbare Linie: Schon-
haar gewinnt sich die Oberherrschaft uber die See- und Mittelzone:
nactus est (S. 104), Erich ubernimmt sie: regnum acquisivit (S. 105) und
seinen Sohnen war tota maritima zona ... subdita (S. 107). Hakon Jarl
usurpavit ganz Norwegen (S. m); eine Eroberung und folgende Be-
lehnung liegt den Worten: filiis Haconis comitis regnum totius Norwegiae
a Sueinone tiuguskeg conceditur (S. 119) zugrunde. Dagegen wird bei
Hakon dem Guten und beim Regierungsantritt Olaf Tryggvissohns aus-