Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Page 302
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Der Aufbau des Th. ist also anders als der der HN: er ist ein-
strångig. Es besteht von Anfang an das eine Reich Norwegen, das Harald
Schonhaar geschaffen hat. Und es gibt nur eine Konigsreihe, die der
Reichskonige. Von hier aus hat es seinen Sinn, daB die beiden Tafeln
der Sohne fehlen. Die Auffassung vom einen Reich ist auch die Vor-
aussetzung fur die Verfolgung des kleinen Olaf durch Gunnhild: sie
fiirchtet ihn als Nachfolger ihrer Sohne, da er von Haraids koniglichem
Stamme ist (S. il). Eine Unklarheit stellt sich ein: Tryggvi wird an
dieser Stelle als Konig im Oberland bezeichnet; das bleibt ohne Mit-
teilungen fiber die Nebenlinien unverstandlich. Auch Th. weiB offenbar
mehr, als er schreibt (s. o. S. 291). -— Gemeinsam mit der HN ist die
Betonung der unheilvollen Rolle der Gunnhild fur die Haraldinger; fast
noch ausgesprochener ist sie ihr boser Geist. Denn bei Th. wird sie nicht
nur fur den Gatten propter crudelitatem (S. 7) und den Sohn verderb-
lich (S. 10), sondern nun auch frir Hakon den Guten, dessen Todes-
wunde ihrer Schlechtigkeit zugeschrieben wird (S. 10). Erst an Hakon
Jarls eigener ingeniosa malignitas (S. 12) und an dem kleinen Olaf,
demgegeniiber sie hier in der Rolle der bosen Stiefmutter erscheint, schei-
tert sie (ebda.). Die gleiche diistere Grundstimmung herrscht wie in der
HN, aber sie wird bei Th. nicht, wenigstens nicht wortlich, mit dem
Heidentum in Verbindung gebracht. Von Hakons des Guten Apostaten-
tum ist keine Rede, nicht einmal von einer christlichen Erziehung in Eng-
land; gleich als wenn deren Erwahnung absichtlich vermieden wiirde,
schreibt Th.: ut .. . disceret morem gentis [Anglorum] (S. 7). Das
Christentum wird erst im Zusammenhang mit der Nennung Harald
Gormssohns erwTåhnt, wo auf dessen Christianisierung Danemarks hin-
gewiesen wird (S. 11 f.). Erst jetzt, d. h. erst im Bannkreis der Olafs-
saga, beginnt dieser Gegensatz wirksam zu werden und wird der Jarl zum
Typus des bosen Heidenfursten gestempelt: Hocon .. . coepit daemonum
esse praecipuus servus et frequentibus sacrificiis illos in auxilium assciscere
(S. 13). Das steht nun in wirkungsvollem Gegensatz zur Bekehrung
Danemarks auf Kaiser Ottos Befehl (ebda.), nicht minder zu Olafs
folgender Tåtigkeit, von der kaum zufållig die Niederbrennung der Zau-
berer gerade in Marin referiert wird: illuc et Hacon congregaverat
multitudinem idolorum (S. 19). Nimmt man die breit erzåhlte hinter-
håltige Intrigue des Jarls gegen den ahnungslosen Olaf hinzu, die nur
durch Gottes Hilfe vereitelt wird (S. 13 ff.), und stellt man dieses Olafs
gottseliges Ende (quod perpetua pace cum Christo fruatur S. 24) mit