Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Page 309
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weist, die weite und verschiedenartige Zeitråume als ein zusammenhån-
gendes Ganzes erfassen und die Schau einer politisch-kulturellen Ent-
wicklung geben. Es ist dabei gerade nochmals auf die bewuBt vollzogene
Verknupfung von Haraldingerzeit und Olafszeit hinzuweisen, die ja auf
der Vorstufe in getrennten Gebilden dargestellt waren. Es ist die Feind-
schaft der Haraldinger gegen die Oberlandskonige, d. h. Gunnhilds und
ihrer Sohne gegen Tryggvi und Olaf auf der einen Seite, und gegen den
Jarl auf der anderen. Die Gegensåtze von Heidentum und Christentum,
des Jarlshauses gegen die Olafe, Danemarks gegen Norwegen umschliefien
sodann die Olafssagas bis in die Tage des Magnus hinein; ja durch
Haraids des Harten wiederholte Eroberungsversuche Danemarks wird
auch dieser letzte Teil, der auf jener selbståndigen Haraldingerchronik
beruht, an die eine der dominierenden Geschehnislinien der Olafszeit
angeschlossen. Das ist ein Umklammern ehemals getrennter Uberliefe-
rungen zu einer Ganzheit. Das Geschehnisbild, das so entsteht, erscheint
als eine verwandte, wenn auch noch einseitigere und unentwickeltere
Vorstufe zu Snorris Sicht, wie er sie spater in seiner Hkr. vorfiihrt.
Dagegen unterscheidet sich gerade fur den letzten Teil, ab Harald dem
Harten, Th. von Snorri durch das Fehlen ubergreifender Geschehnis-
linien; Mehrkonigtum, das Verhiiltnis zwischen Fursten, Adel und Volk
sind fiir Snorri Probleme, deren Entwicklung er in durchgehenden Linien
sieht und verfolgt. Hier ist Th. noch nicht iiber die bloBe Wiedergabe
des Stoffes seiner Vorlage hinausgelangt.
3. AGRIP
a. DER AUFBAU UND DIE VORSTUFEN
Von den Besonderheiten des Agrips ist zunåchst der Einsatz der
verschiedenen Sagas von Interesse. Derjenige der Haraldingerreihe ist
verloren; diese bildet gleich wie in den beiden anderen Ubersichtswerken
ein zusammenhångendes Stiick. Es ist dabei zu bemerken, daS Erich
Blutaxts Schicksal, statt seiner Vertreibung aus Norwegen angeschlossen
zu sein wie in HN und bei Th., zwischen Hakons Ende und Harald
Graumantels Antritt eingeschoben wird und so den historischen Ablauf
durchbricht. Anderseits bleibt auf diese Weise der Zusammenhang der
Geschehnisse in Norwegen gewahrt, den die lateinischen Chroniken auf-
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