Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Side 334
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oder Thronforderer gegen den Herren und Mitkonig, und die Parteiung
erfaBt die Gesamtheit des Volkes. Sonst besteht ein Zusammenwirken
von Konigtum und Adel, wåhrend der Volksverband selbst mehr passiv
erscheint. Es ist das Lehenskonigtum des Mittelalters, das sich im Agr.
deutlich in seiner Andersartigkeit gegeniiber den vorausgehenden Zeit-
spannen spiegelt.
Es ist zugleich die Zeit des Mehrkonigtums. Anders als bei Th. taucht
bei seinem ersten Auftreten bis auf jene verschleierte Drohung Haraids:
ok mega standa ok til mikils vanda, ef hans viprtaka væri eigi mep veg
(39, 4), iiberhaupt keine Schwierigkeit oder Problematik auf; freudig
und selbstverståndlich wird das Reich mit dem Berechtigten geteilt (39,
5—7). Ebenso selbstverståndlich teilen Olaf und Magnus (43,1) und
spater Magnus BarfuB und Hakon (46, 1). Die Spannung zwischen den
beiden leitet das Agr. keineswegs aus dem Doppelkonigtum ab, sondern
allein aus den einseitigen Gesetzeserleichterungen Hakons (46,3—4).
Sie erwachst also aus dem Verhåltnis der Fiirsten zu dem Volk. Die
Herrschaft der drei Magnussohne bleibt gånzlich reibungslos, und zum
Konflikt um das Mehrkonigtum selbst kommt es erst mit Harald Gillis
Ankunft, wobei die beiden Eide den Ausbruch verhindern sollen (58,
1—2), es jedoch nicht vermogen (59, 1—2). Das Agr. zeigt also zwar
Abweichungen von Th. (s. o. S. 305 f.), aber seine Konflikte sind von-
einander isoliert, und es verråt sich nirgends das Dasein einer durch-
gehenden Linie, bis auf die Tatsache des Mehrkonigtums selbst, das
jedoch eben sachbedingt ist.
Zusammenf assend muB man sagen: Eine Hauptbeobachtung
ist, daB die durchgehenden Linien, soweit sie vorhanden sind, mit den
selbståndigen und uberlieferten Erzåhleinheiten zusammenfallen; sie be-
ginnen und enden mit diesen. Jeweils umspannt werden nur die beiden
Olafssagas, wobei das Christentum die einzige und eigentliche bewuBte
Klammer ist, wåhrend das Thema Jarle gegen Konige und Danemark
gegen Norwegen als Verbindung beider Sagas ein Ergebnis allein des
Stof fes ist: der Jarlsherrschaft zwischen den beiden Olafen. Stoff und
kirchliche Formung sind also bei der Ausgestaltung der Olafszeit in
Richtung eines einheitlichen Ganzen am Werke gewesen; fur den Ver-
fasser des Agr. selbst bleibt wenig ubrig.
Man kann daraus das Geschichtsbild jener beiden Olafssagas der V o r-
s t u f e fassen, wde sie als selbståndige Gebilde aus der Hånd der geist-