Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Síða 337
335
Bjorn und Olaf fåilt, Gunnhild Verderben iiber Gatten, Hakon den
Guten und die Sohne bringt, worin auBerdem das Leben dieser Sohne ver-
folgt wird (o. S. 153 ff.), und einer zweiten Reihe, in der die Gunnhild-
sohne Jarl Sigurd von Lade ermordet und damit sich den Sohn Hakon zum
Feind gemacht haben. Sodann bringt der Agr.-Verfasser eine Version
von Olafs Jugend, worin Jarl und Gunnhildsohne gerade im Kampf
ums Reich erscheinen (o. S. 181). Und vielleicht ist es auch er, der die
Tryggvistelle von 9, 6 eingesetzt hat.
Hiemit ist bereits gesagt, welche Geschehnislinien die K o n i g s-
reihen der Haraldingerzeit enthalten haben: den Wechsel zwischen
Schwertreich und Volksstaat mit seiner Spannung zwischen Konig und
Thinggemeinden, die Verfeindung mit den Jarlen und wohl auch mit den
Oberlandslinien. Und Gunnhild ist nach dem ubereinstimmenden Ton
aller drei Ubersichtswerke die unheilvolle Konigemutter. Aber wie in
den Ubersichtswerken kommt auch in den Konigsreihen dieses Gesamtbild
nur durch den Ablauf der erwåhnten Begebenheiten und durch das Auf-
treten derselben Personen in verschiedenen Lebensabrissen zustande: das
Gunnhilds, das der Erichssohne bei Hakon dem Guten, in ihrem eigenen
AbriB, vielleicht in einem von Hakon Jarl. Also nur durch die stofflichen
Begebenheiten; Anzeichen von wortlichen Verweisen von einem AbriB
auf den anderen enthalten die bewahrten Texte nicht. Nur die Parallelitåt
zwischen Hakon und Erich im Agr. (o. S. 156) konnte schon dessen Vor-
stufe angehort haben. So diirften die einzelnen Leben in sich geschlos-
sene Einheiten gewesen sein, ganz auf ihren jeweiligen Mann konzen-
triert, eine lockere Reihe von Ahnenportråts. Die BewuBtmachung von
Linien und Zusammenhången durch entsprechenden Aufbau und Hin-
weise diirfte die Leistung erst der Ubersichtswerke sein.
Verglichen mit Th. und HN ist jedoch der Agripverfasser nicht in
solchem MaB konstruktiver Geschichtsdeuter und -former wie jene, die
umfassende Entwicklungslinien ablaufen sehen. Er weiB zwar auch an
Wendepunkten zu trennen und zu verbinden, aber er bewahrt hiebei
mehr, als er selbst neu schafft. Was er demgegeniiber im eigentlichen
Sinne will, das ist erzåhlen13, moglichst viel und ausfuhrlich. Das ist
neben der Bewahrung der ålteren Zustandsformen seines Stoffes das, was
ihn am stårksten von den lateinischen Chroniken unterscheidet. Das soli
das Folgende zeigen.
13 So auch H. Koht, Innhogg S. 180.