Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 371
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Halfdan der Schwarze und Olaf ebenfalls den Hochsitz, nicht aus
spontaner Reaktion, sondern von langer Hånd geplant; denn schon bei
der Reichsteilung heiBt es, daB jeder der Sohne Anspruch auf den Hoch-
sitz des Vaters erhebe, und daB Thronder, Viker und Oberlander das
Reich denjenigen Sohnen zudiichten, die bei ihnen lebten. Das fiihrt
weiter zuriick zu der Angabe Snorris, daB die verschiedenen Vollbriider
in den Heimatgauen ihrer Mutter heranwiichsen und spater diese ver-
liehen bekamen. Hier sitzt die Wurzel. Snorri driickt durch seine Dar-
stellung indirekt die sippenmaBige Verbundenheit der Sohne mit ihren
Heimatgauen als die letzte Ursache ihres Konigtums und Anspruches
aus. Eine Gemeinsamkeit zwischen Gau und Konigssohn erscheint. Es
ist nicht nur das Machtstreben der Sohne allein, das sie sich gegen den
Willen des Vaters und gegen den von ihm bestimmten Nachfolger am
Reich erheben låBt; es ist ebensosehr der Wille der Landschaften, die
jeweils ihren Konigssohn in der Macht sehen und ihn diese allein hand-
haben wissen wollen. Das fiihrt, wenn die Uberordnung des einen fiber
die anderen nicht moglich ist, zur Unabhångigkeit der Landschaften.
Die Konigserben sind zugleich die Exponenten ihres Heimatgaues, und
beides wirkt in ihnen: eigener Machtwille und das Verlangen ihrer
Landschaft. So gesehen, leuchten hinter den ZusammenstoBen Erichs
schon mit Bjorn und Halfdan dem Schwarzen politische Grunde auf:
nach dem Buchstaben des Wortlautes ist es ein Rivalitåtskampf zwischen
eifersuchtigen und ehrgeizigen Briidern; aber sie sind zugleich die
Willenstråger ihrer Landschaften: Bjorn und Olaf, der den Bruder
råchen will und Neffen und Reich an sich nimmt, von Vik, Halfdan
der Schwarze vom Throndelag, und das sind gerade jene Stamme, von
denen Snorri ausdriicklich sagt, daB sie ihre Fiirsten im Hochsitz des
Vaters sehen wollten. Gegen den Partikularismus dieser Stamme er-
scheinen so die Angriffe des Reichserben gerichtet, der vorbeugend die
Einheit Norwegens zu wahren sucht. Und konsequent fåhrt der inter-
fector fratrum darin fort, wenn er nach des Vaters Tod den Thronder-
fiirsten Sigrod und den Vikerfursten Olaf fåilt, um die durch deren
Thronbesteigung praktisch gewordene Auflosung Norwegens in drei
unabhångige Reiche wieder riickgangig zu machen. Eindeutig schreibt
ja Snorri: eptir um vetrinn toc Eiricr lanzscyldir allt um mitt landit
(S. 14, 5—6), also nur in seinem, dem westlichen Landesteil. Ent-
sprechend heiBt es von Halfdan dem Schwarzen: toc hann [>a til forrada
alian Prandheim (S. 13, 14—15) und von Olaf: fa toco feir til yfir-
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