Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Page 384
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resultierenden festen, dreiteiligen Aufbaus fur die einzelnen Herrscher-
biographien. Dieser Aufbau, als Grundform den Ausgang fiir die Kompo-
sition der vier Ubersichtswerke bildend, umfaBt: den oft und gem durch
Einzelgeschehnisse illustrierten Beginn des jeweiligen Herrschers, sum-
marische Aussagen iiber seine Regierung und das wieder und in er-
hohtem MaB Begebenheiten enthaltende Ende. Wiederkehrende Daten
sind: Name, Beiname, Abstammung, Gattin, Kinder, Aussehen, Herr-
schaftsbereich, Umstånde des Todes, Begrabnisort, Regierungszeit, die
sich meist auf Beginn und Ende verteilen, jedoch ihren Ort innerhalb
der Dreiteiligkeit wechseln konnen. Dieser Aufbau des Konungatals
bietet mit seinen festliegenden Inhalten den Rahmen fiir die sichere
Bewahrung und Weitergabe wichtigen Geschichtswissens der Vorzeit,
das sich an den Sippenkreis der Fursten kniipft; er kann als eine Fort-
bildung der ein-und zweiteiligen Formen der Ynglingeruberlieferungen
verstanden werden, die Thjodolfs Ynglingatal, die Ynglingerreihe der
Historia Norwegiae und der Aufbau des Thattrs verkorpern.
Diese Ynglingerreihen und die Ahnenreihen des Konungatals gehoren,
ebenso die hieraus erwachsenen beiden selbståndigen Olafssagas, ihrem
Wesen nach der miindlichen Stufean und haben sich demgemaB
nicht in einer einzigen Fassung vorgefunden, sondern dem Leben miind-
licher Uberlieferung entsprechend in verschiedenen unter sich variierenden,
mit Identitåt oft bis in den Wortlaut und anderseits mit Divergenzen
z. T. tiefgreifender Art. Dieser Charakter der Vorstufen der erhaltenen
Ubersichtswerke ist aus dem Vergleich zwischen Theodricus, Historia
Norwegiae und Agrip und seinem Ergebnis der gegenseitigen Unabhångig-
keit der drei Denkmaler zu erschliefien. Das Agrip ist demnach ein voll-
wertiger, selbstandiger Zeuge neben den beiden lateinischen Chroniken,
der vor allem die åltere Stufe deutlicher bewahrt als diese.